Therese von Lisieux (1873-1897)

Therese von Lisieux (1873-1897)

Therese von Lisieux war eine Nonne, der das Schreiben, Dichten und Singen sehr wichtig war. Sie möchte Jesus ewig singen. Sie ist eine der vier Frauen, die zur Kirchenlehrerin erhoben wurden. Viele Gedichte sind solche, die sie auf Wunsch von Mitschwestern geschrieben hat. In diesen hat sie auch das eingewoben, was den Schwestern ein Problem war, um ihnen ihren Weg zu weisen, ihnen beizustehen, sie zu stärken. Sie kreisen im Wesentlichen um das Leben im Kloster, um die Vergangenheit als Kind. Es geht um Heilige, um Maria, und viele sind der Jesusmystik im etwas weiteren Sinne zuzuordnen. In dem Buch von Maximilian Breig: Therese von Lisieux Gedichte. Eine Prosaübersetzung, Johannesverlag 1990 werden 57 Gedichte vorgestellt. Hinzu kommen noch Gebete (die sich manchmal mit den Gedichten überschneiden): Theresienwerk e.V. (Hg): Therese von Lisieux Gebete. Eingeleitet und übersetzt von Andreas Wollbold, Paulinus Verlag 2. Auflage 2009.

Was ich so spannend finde: Sie lebte in den Jahren, in denen Nietzsche sein anti-christliches Werk veröffentlichte (1876-1888) – und das ca. 1000 km entfernt. Im Jahr ihres Todes (1897) wurde der demente Nietzsche bis zu seinem Tod 1900 von seiner Schwester im Haus betreut. Nur noch Erwählte durften ihn besuchen. (Zu Nietzsche: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/gott/kritik-der-religionskritik/ ) Zwei Welten. Zudem: Paul Claudel hat in derselben Weihnachtsnacht sein Bekehrungserlebnis gehabt wie Therese: Weihnachten 1886. (Chaigne; Lit.: s. Rimbaud). Paul Claudel in der Weihnachtsmesse von Notre Dame in Paris und Therese nach der Weihnachtsmesse im Treppenhaus zu Hause.

In dem Gebet: „Verehrung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit“ formuliert sie: „Mein Gott, hier liegen wir ausgestreckt vor Ihnen auf dem Boden. / So erflehen wir die Gnade, für Ihre Ehre zu arbeiten. / Die Lästerungen der Sünder haben unsere Ohren mit Schmerz erfüllt. / Um Sie zu trösten und die Beleidigungen zu sühnen, die Sie die Seelen erleiden lassen, / die doch von Ihnen erlöst sind, verehrungswürdige Dreifaltigkeit, / sind wir entschlossen, / ein Konzert aus all den kleinen Opfern erklingen zu lassen, / die wir aus Liebe für sie auf uns nehmen werden. / Zwei Wochen lang weihen wir Ihnen den Gesang der kleinen Vögel des Himmels, / die Sie unentwegt loben und damit ein Zeugnis gegen die Undankbarkeit der Menschen bilden.“ Sie sammeln auch den Duft der Blumen, Melodien der Instrumente, Steine.

Mit diesem Text wird viel von dem wiedergegeben, was ihre Gebete und Gedichte ausmacht. Es wird das Kleine der Schöpfung beachtet. Blumen spielen eine Rolle, so formuliert sie kurz vor ihrem Tod in dem Gedicht „Eine entblätterte Rose“ (51), dass sie für Jesus keine Rose mehr sein will, sondern „Mich entblätternd, möchte ich Dir beweisen, daß ich Dich liebe, Du meine Kostbarkeit!“ das bedeutet: sich ganz Christus hingebend. Nicht mehr groß, auffällig und duftend erscheinen. Wie sie auch schreibt, wie gepflückte Rosenblätter sein, über die Menschen dahinschreiten. In ihren Texten sind überall kleine Kostbarkeiten zu finden. Sie würde wohl schreiben: Diamanten – die man allerdings als einer, dem dieses Leben eher fremd ist, suchen muss. In etwa einem Jahr vor ihrem Tod, sie starb an Tuberkulose, schrieb sie „Wie ich lieben will“ (41): „Jesus, Deine Liebe ist es, die ich anrufe. / Deine Liebe ist es, die mich umwandeln muß. / Lege in mein Herz Deine verzehrende Flamme, / Und ich werde Dich preisen und lieben können. / Ja, ich werde Dich lieben können, wie je man liebt, / Und Dich preisen, wie man es im Himmel tut.“