Loerke, Lehmann, Klabund, Toller, Schaumann

Oskar Loerke (1884-1941) und Wlhelm Lehmann (1882-1968) – Sprachmagier der Natur. Sie versuchen, das Leben, die Tiefe der Natur sprachlich zu erfassen, sprachlich in dem Naturhaften aufzugehen – wie Rilke im Leben schlechthin und andere eben in Gott.

Loerke war Lektor des unter jüdischer Leitung stehenden S. Fischer-Verlages, literarisch sehr aktiv. Er wurde aus der Preußischen Akademie der Künste wegen seiner Ablehnung des Nationalsozialismus ausgeschlossen, unterschrieb – warum auch immer – das Treuegelöbnis zu Hitler und wurde wieder Mitglied in einer Unterabteilung der Akademie. Vehement trat er für den S. Fischer Verlag ein.

Loerke flicht zwar immer wieder einmal Christus oder Gott ein, aber es geht nicht um den christlichen Gott, es geht darum, die Natur oder anderes irgendwie mit ihm zu beschreiben (z.B. „Das unsichtbare Reich Sebastian Bachs“ „Die Dritte“) – und das meist negativ.

Die Gedichte von Loerke zeigen insgesamt: Natur tröstet nicht. Sie führt Loerke höchstens zu alten Unterweltmythologien. Auch der Versuch den Menschen mit Hilfe poetischer Bilder und Sprache mit den ewigen, den zeitlosen Kräften der Natur zu verschmelzen, hilft nicht gegen den Tod anzukommen. Man möchte im Grunde mit Seneca (gegen Epikur) – in heutige Sprache übertragen – sagen: Mit einer Nähnadel versuchst du den Tod zu bekämpfen. Das hilft auch nicht, gegen dunkle Stimmungen anzukommen, erst recht nicht gegen politische Übel. Das gelingt ihm nicht. Und so sind viele düstere Gedichte vorhanden. Nicht erst seit 1933.

Wilhelm Lehmann

war Lehrer, Anhänger der Lebensphilosophie, trat opportunistisch in die NSDAP ein, das heißt, er vertrat die Ideologie nicht, aber um beruflich keine Schwierigkeiten zu bekommen, ging er diesen Weg.

Lehmann versucht sich mit dem Sich-Versenken in der Natur dem Menschen als üble Krone der Schöpfung zu entwinden. Das Übel ist zwar da – aber es hat angesichts des Bösen im Grunde nichts zu melden (Angesichts des Kuckuck-Rufes „heile, heile, heile“ „Granaten und Schrapnells verzischen“; „Signale“ [„Der grüne Gott“; Ges. Werke 1, 116f.]). Im „Früher Herbst“ heißt es: „Tobt ein Aufruhr dir zu Häupten? / Raucht dein Haus, zerstört? / Kämpft dort, dem hier unrecht (!) wurde, / Immer noch empört?“ – man soll die Natur anschauen: „Setz dich auf die Gartentreppe, / Es als Vers zu lesen.“ (a.a.O. 113). Darum wird im Grunde die Natur in verbalen Makro-Aufnahmen geboten, es geht um ein großes Staunen und sich versenken. Entsprechend feiern die alten antiken Götter wieder fröhliche Urstände, allerdings in einer etwas anderen Bedeutung als zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Und so werden auch christliche Traditionen umgeprägt („Der Bund“): „Hat es die Vernichtung eilig, / Seid mir Erdzeichen, heilig, / Heilig jedes, und so kann es / Immer segnen unsern Bund: / Blut der Beere des Johannes / keltere ich in den Mund.“ (a.a.O. 123) Der Band „Abschiedslust. Gedichte aus den Jahren 1957 bis 1961“ schließt mit dem Gedicht „Unendliches Ende“. Die letzte Strophe lautet: „Nicht Achilles war ich und Siegfried nicht. / Was den Helden galt, gilt auch dem Wicht. / Und wurde mir Dauer nicht angetan, / Wo ich gegangen bin, wächst Thymian.“

Diese Wege Lehmanns scheinen Loerke verwehrt zu sein. Die Natur heilt seine Wunden nicht. Schon 1934 hat Loerke an Lehmann das Gedicht gewidmet: „Wo war der Gott?… / Der grüne Gott war dein Gedicht. / Du sahst ihn an, er war Gericht.“ (aus dem Band: „Der Silberdistelwald“)

Lehmann hat sehr schöne Natur-magische Gedichte. Mich wundert, dass man ihn in unserer Zeit noch nicht wiederentdeckt hat. Ist das die Langzeitwirkung derer, die ihn nach 1945 abgelehnt haben?

Klabund (1890-1928)

Klabund war nicht der, der er in Gedichten ist. So mein erstes Gefühl. Laut Wikipedia-Artikel war er viel krank, hatte Tuberkulose und starb auch früh daran in Verbindung mit einer Lungenentzündung. Soweit ich dem Artikel entnehmen kann, war er in Künstlerkreisen gut eingebunden, war mehrfach verheiratet (seine erste Frau starb bei der Geburt), war im deutschen Geheimdienst tätig, Pazifist, riet Wilhelm II. 1917 zur Abdankung, beschäftigte sich mit fernöstlicher Literatur, hatte mit Der Kreidekreis 1925 sehr großen Erfolg. Warum hat er sich Villon als Dichter-Held („Der himmlische Vagant“ [!] ) ausgesucht und ist im Grunde auch in den anderen Gedichten diesem gefolgt? Er tut so, als sei er Obdachloser. Er fühlt sich vielleicht als ein Heimatloser, da er seit dem Alter von 16 Jahren von der Krankheit geprägt war.

In den Gedichten findet keine Auseinandersetzung mit Gott statt, soweit ich das sehe. Nur der Anfang von Villon  könnte ein wenig erkennen lassen, oder der Frühling als Metapher im Herbstlied: bedeutet das, bei Gott neu anfangen zu können? „Der neue Mensch“  hat Gott verkauft: „Gingest du nicht deinen Gott verkaufen / Unter Lächeln. Liebeln, Huren, Saufen? / War mit Gold gefüllt nicht Raum und Zeit? / Lern an reiner Quelle wieder trinken, / Lerne wieder liebend niedersinken / In die Kniee vor der Ewigkeit.“ In der letzten Strophe dieses Textes ist auch vom Frühling die Rede, von der neuen Zeit. Und: hätte der Mensch Gott nicht immer wieder verworfen, so in: „Als Gott der Herr auf Erden ging“, „Die Erde wär das Himmelreich“. Allerdings hat er auch das Gefühl: „Es hat ein Gott mich ausgekotzt “ – und Hiob ist dankbar, dass er wenigstens „Kleinigkeiten“ im Leben hatte.

Spannend ist mit Blick auf das Thema dieser Seiten das Gedicht, das den Titel des ersten Verses trägt: „Und heut in der Nacht / da bin ich erwacht, / Es schrieb eine Hand an der Wand.“ – Diese an die Wand schreibende Hand ist dem Danielbuch entnommen, und bedeutet dort eine Warnung Gottes an den Herrscher. Im Gedicht heißt es: „Und die Schrift war rot / wie Blut so rot, / Und wie Wachs so weiss war die Hand.“ Und der Text an der Wand spricht dem Dichter zu: „Du bist nicht allein / Und ich hab dich ewig lieb.“ Es wird die Liebe ausgesprochen – zu einem Menschen? Und das Gedicht endet: „Ich ergriff an der Wand / die silberne Hand, / Und sie zog mich den Sternen zu.“

Das Gedicht „Die heiligen drei Könige“ sei erwähnt, weil es schon 1925 seine Auseinandersetzung mit dem heidnischen Nationalsozialismus zeigt. In dem Gedicht beschreibt er die heiligen drei Könige als Obdachlose. Das brachte ihm eine Anzeige ein. Auf diese reagiert er mit einem öffentlichen Brief – schon 1925! – der zeigt, dass er politisch wacher war als viele seiner Zeitgenossen:

Was also, meine Herren von der Reaktion, Ihre Reaktion auf mein Gedicht betrifft, so bin ich durch sie sehr beglückt. Was aber nun die Folgerungen angeht, die Sie aus Ihrem erregten Zustand zu ziehen belieben, so muß ich vor allem meiner höchsten Verwunderung darüber Ausdruck geben, daß Sie, meine Herren vom Hakenkreuz, in deren Reihen dem altgermanischen Wodanskult das Wort geredet wird, für die das Paradies in Mecklenburg liegt und die sich über den schlappen Christusglauben so oft offenkundig lustig gemacht haben – daß Sie, meine Herren Heiden, die allenfalls für Wodanslästerung zuständig wären, daß ausgerechnet Sie für den von Ihnen immer über die Achsel angesehenen Christengott eintreten und über Gotteslästerung wehklagen.“

Ernst Toller (1893-1939)

Er war Teilnehmer an Kämpfen im Ersten Weltkrieg. Er studierte nach dem Kampfeinsatz Philosophie. Er wurde Sozialist, der sich in vielfältiger Weise für Menschen einsetzte, allerdings von Kommunisten nicht unbedingt ernst genommen. Er war aktiver Revolutionär. Nach dem Scheitern der Räterepublik wurde Toller zu Festungshaft verurteilt, während andere hingerichtet wurden („Gott ward arm und nackt und bloß“ ; „Mauer der Erschossenen“) In dieser Zeit entstand auch das Schwalbengedicht, weil er in seiner Zelle ein Schwalbenpärchen beobachten konnte: „Das Wunder ist da! / Das Wunder! Das Wunder! / tanze meine atmende Brust… / Nur im Tanze ruht Ihr im Göttlichen, / Tanzet! Tanzet!“. Entlassen schloss er sich Pazifisten an und war er vielfältig schriftstellerisch und journalistisch tätig und beschrieb seine Verhaftung mit biblischen Bildern (Verrat/Denunziation, Gefangennahme, Kreuzige ihn / Fromme, die dafür sind, ihn totzuschlagen…). Er war ein früher Kritiker des Nationalsozialismus. In der Nacht des Reichstagsbrandes wurde seine Wohnung von der SA überfallen – er wurde nicht misshandelt, weil er zu der Zeit in der Schweiz war. Er wurde wegen seiner jüdischen Herkunft aus Deutschland in Abwesenheit ausgebürgert und emigrierte in die USA und setzte sich von dort für die Opfer des Nationalsozialismus ein. Er schrieb ein Drama: Pastor Hall, das Pastor Martin Niemöller im Blick hatte, der von den Nationalsozialisten ins KZ gebracht worden war. 1939 nahm sich der international bekannte Dramatiker und Aktivist in New York das Leben. (Zitiert nach: Ernst Toller. Prosa, Briefe, Dramen, Gedichte, Mit einem Vorwort von Kurt Hiller, Rowohlt 1961)

Ernst Toller spricht von Gott, um auf den Menschen zu verweisen. Jesu Wort: Ich bin der Weg wird verwendet, um zu sagen: Ihr seid der Weg. Er verweist nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf die Natur. Er hat kein naives Menschenbild. Menschen können anderen gegenüber grausam sein, können gegen die Natur grausam sein, und so verwendet er religiöse Sprache auch dazu, den Menschen aufgrund seines Bewusstseins niedriger zu stellen – „Das Tier ist heiliger als der Mensch. Amen. Die Blume heiliger als das Tier. Amen. / Erde heiliger als die Blume. Amen. / Aber am heiligsten der Stein. Sela. Sela. Sela.“ (Schwalbenlied) (es sei angemerkt, dass auch mit Blick auf das betonte Tanzen, das eingangs erwähnt wurde, hier Anklänge an die Apostelgeschichte des Johannes  vorliegen:  http://gedichte.wolfgangfenske.de/1-4-jahrhundert/ )

Glaube spielt eine positive Rolle: „Aus Sonnenstrahlen formte Glaube Kathedralen“ – aber diesen werden das Brutale kontrastiert (Aufrüttelung). Die Werke des Glaubens sind nicht Trug – sie sind, aber sie sind nur ein Teil einer Traumwelt im Sinne von erwünschter Welt, genauso wie Pastor Hall nicht Betrug ist, sondern Teil des Widerstandes gegen das Böse, das sich mächtig gebärdet. Aber auch hier, das Religiöse dient dazu, den Menschen auf seine Aufgaben hinzuweisen, das Böse zu bekämpfen: der Dichter, der „den großen Willen in sich trug, / verzückte Tempel hoher Freude zu erbauen“ soll den Weg weisen – bereit zur Tat („Wir sahen die Gemeinheit Orgien feiern“). Aber Gott wird von dem Menschen als Verwalter missbraucht: Wenn er in der Verwaltung sein Leben verwirkt, so heißt es: „So dienst Du Gott, In Ewigkeit, Amen.“ („Schwalbengedicht“) Aber Gott ist nicht greifbar: „Lebte ein Gott, / Sein Zorn: / Der Schwalbe schnellendes Pfeilen, / Sein Lächeln: / Der Schwalbe innigweises Spiel, / Seine Liebe: / Der Schwalbe trunknes Sichverschenken.“

Die Aussagen des Gedichtes von Else Lasker-Schüler, in der sie die Biographie von „Ernst Toller“ (1925) in intensive religiöse Farben taucht, lassen sich von den Gedichten her nicht bestätigen. Allerdings zeigen Gedichte eben nicht das ganze Leben, da Else Lasker-Schüler mit ihm in Briefkontakt stand, wird sie ihn aufgrund ihrer dichterischen Sensibilität gut erfasst haben: „Er ist schön und klug / Und gut. / Und betet wie ein Kind noch: / Lieber Gott, mach mich fromm, / Daß ich in den Himmel komm.“ Und beschreibt ihn im Folgenden als einen, der den Nächsten liebte wie sich selbst „Ja, über sich hinaus!“, der „voll Demut stritt“ und „wieder gekreuzigt ward“. In dem Gedicht „Besucher“ kann vielleicht ein wenig davon erkennbar werden: „Er aber wuchs aus Last erstarrter Zellen. / Entrückt dem Kreise kleinen Lebens, / Schaut er nach innen, trinkt aus Gottes Quellen – / und der Besucher friert, er kommt vergebens“.

Ruth Schaumann (1899-1975)

Ruth Schaumann wurde mit sechs Jahren aufgrund einer Krankheit taub. Künstlerisch war sie auf vielen Ebenen sehr begabt, ausgebildet wurde sie als Bildhauerin und hat den Scherenschnitt als Kunst weitergeführt. Sie trat in die katholische Kirche ein, war Mutter von fünf Kindern und hat als erste Frau 1932 den Dichterpreis in München bekommen; in der Zeit des Nationalsozialismus wurde ihr bildhauerisches Werk als entartet abgelehnt. Und ähnlich beurteilte man ihre Werke nach 1945, sogar noch nach 2000 negativ als Teil des katholischen Milieus. Jede Zeit hat ihre „entartete“ Kunst, wie mir scheint, auch wenn sie dieses dann nicht mehr so nennt. Als sie sich weigerte, aus ihrem Roman „Amei“ ein Kapitel über einen jüdischen Jungen herauszunehmen, wurde der nicht mehr gedruckt, andere Romane allerdings schon. Dazu: https://www.erika-mitterer.org/dokumente/ZK_2015-2/michl-karacsonyi_schaumann_2015-2.pdf

Der Nationalsozialismus hat die einzelnen Berufsgruppen geehrt, weil sie alle als systemrelevant angesehen worden sind. Zumindest kann ich mich erinnern, dass in dem Riefenstahl-Film über den Reichsparteitag Vertreter sämtlicher Berufe in Reih und Glied standen und sich stolz die Rede Hitlers angehört haben. Ruth Schaumann lässt die Berufe in ihrem Gedichtband: „Die Berufenen“ auch antreten. Viele Berufsgruppen bekommen ein Gedicht – aber es werden Individuen genannt – nicht die Gruppe als solche. Diese Individuen werden vielfach als solche gezeichnet, die z.B. mürrisch an sich denken. Dann begegnen sie einer christlichen Gesinnung – und sie verändern ihr Leben, werden menschlich. In diesen Kontexten begegnet Gott vielfach. „Der Färber“ zeigt: Menschen lieben schwarz und weiß, Gott liebt viele Farben. „Der Müller“ hat zwei Brote: eins für sich und eins zum Abgeben, „Der Orgelbauer“ kümmert sich nur um den Bau der Orgel, vergisst darüber seine Familie – doch der Gesang seiner Kinder bedeutet: „Gott kann sich selbst die schönste Orgel bauen“. „Der Maler“ erkennt in einem Spiegel sich selbst als Gottes Ebenbild, „Der Priester“ (waren Priester als Berufsgruppe auch auf Hitlers Parteitag?) ist unentwegt dabei, anderen zu helfen, und so geht es weiter. Das Wort „Beruf“ kommt von Berufung. Hier bekommt der Beruf wieder seinen eigentlichen Sinn – als Berufung.

Unter dem oben gegebenen Link befinden sich auch weitere Gedichte. Auf eines möchte ich noch hinweisen, das hier zu finden ist: „Herodeshttps://www.erika-mitterer.org/dokumente/ZK_2015-2/michl-karacsonyi_schaumann_2015-2.pdf Herodes sieht ein Kind lässig mit seiner Krone spielen, er sieht, wie Menschen aus allen Völkern vor diesem Kind niederfallen. Er ruft Gewalttäter, auf das Kind zu zielen. „Da stürmten alle, reich an Tod und Schmerz, / es aber sog sie in sich, wie die Quelle / den Blitz der Nacht, und strömte sie als helle / dem finstern König blendend an sein Herz.

Als Gedichtband liegt vor mir auch „Der Siegelring“, G. Grote´sche Verlagsbuchhandlung Berlin 1937. Die Gedichte drehen sich im Wesentlichen um die Liebe, um die Familie. Gott ist nur selten direkt im Blick. Die letzten Gedichte weisen über das engere Lebensumfeld hinaus. Darunter das Gedicht „Fliehe nur den Bösen nicht!“ Man soll vor dem Bösen nicht fliehen, auch wenn er mit Wundern verführt und „In der Ohnmacht Zeit hinein / Will er dich mit Drohen treiben, / Über seine Pforte schreiben: Alle Macht der Angst ist mein, / Meine Lust ist alle Pein / Und mein Lachen das Entleiben. // Bleibe stehn und sieh ihn an…“. In dem folgenden Gedicht „Aber nun stehe mir bei“ werden große Gefahren genannt – trotz dieser gilt: glauben – hoffen – lieben: „Aber nun stehe mir bei, daß ich, Gott, in Dir bleibe!“ Darauf folgt „Der Dichter“. Menschen verlangen von ihm ein wichtiges Wort, eine Losung. Nach dem Hinweis auf Jesu Schrei am Kreuz lautet die letzte Strophe: „Verlangt von mir kein Lied, / Ich bin so alt, ich bin so fern, / Ich bin nur Losung meines Herrn – / Und seufzte und verschied.“ „Die vier Namen“ – das letzte Gedicht – beschreiben die Namen Gottes: Vater, Freund, Sohn und Gott: „Und die vom Licht zerrissne hört den Einen / Ernst sagen: aller Namen Sinn ist mein.“

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In „Kind unterm Himmel“ besingt sie ihr Neugeborenes und macht sich so ihre Gedanken. Der Band ist 1942 erschienen, entsprechend geht es auch um die Zukunft des Kindes (V): Wird es Brot und Frieden erleben „oder des Krieges Schwert / Ruhm und Tod in der Blüte“? Ähnlich IX. Dieses geht positiver aus. Sie verweist auf den leuchtenden Engel der Zuversicht, auf Gott und verwendet Bilder des Friedens (Schnitter rasten, Hirte legt sich, Sterne wachen) und schließt: „O Trost der Bilder!“ In VII. heißt es: Das Kind vertraut – auch wenn Gott schweigt: „Sei denn ein Kind vor Ihm, / der dir´s lieh, daß du lernest, / Klein auf den Knieen der Macht zu ruhn.“ Also auch als Erwachsener auf den Knieen Gottes vertrauensvoll ruhn, auch wenn Gott schweigt. Nur manchmal klappt es nicht, dem Kind ein Abendlied zu singen (VIII.): „Könnte ich singen! Aber mir welkte Gott“. Wenn die Liebe wächst, groß wird wie ein Baum, wird sich der Engel im Vogelkleid in den Wipfel setzen „Er wird dir singen wie nichts auf Erden.“ Nicht nur der Mensch leidet – auch Gott duldet den Menschen, aber er lächelt über ihn (XVIII.). Das Kindchen lallt A und O – und verweist damit auf Gott, auf den Alpha und Omega – ist somit „Kleiner Lehrer des wahren Worts.“ (XIX.)