Caroline Maria Noel (1817-1877)
Caroline Maria Noel war Tochter eines Pfarrers der Kirche von England und hatte fünf Schwestern. Sie begann im Teenager-Alter zu dichten. Hörte aber damit auf und begann erst wieder, als Krankheit sie niederwarf. Über 20 Jahre war sie zeitweise gelähmt ans Bett gefesselt und diktierte in dieser Zeit ihre Texte, auch in Nächten der Schlaflosigkeit. Diese Texte sollten eher Gedicht-Meditationen sein als Lieder. Diese Gedichtmeditationen, unter dem Titel: „Der Name Jesu“, sind, wie es ursprünglich im Untertitel hieß, für Einsame und Kranke gedacht, um ihnen Glaubenshilfe zu geben. Sie versuchte nicht allein anderen Glaubenshilfe zu geben, sondern selbst mit ihrer Krankheit im Glauben zurechtzukommen, sie zu akzeptieren. Vor ihrer Krankheit wird sie als eine beschrieben, die vielseitig an allem möglichen interessiert war, die alles Schöne in Natur und Kunst liebte, sehr menschlich war. Das wird an der Grundintention des Buches deutlich. Einige ihrer Texte wurden zu Hymnen vertont. Sehr bekannt wurde ihre Wiedergabe des neutestamentlichen Hymnus aus dem Brief an die Philipper 2: At the Name of Jesus. Das lange Gedicht „der Name Jesu“ hat auch diese Intention, allerdings sind in dem Abstieg und Aufstieg Jesu intensive Reflexionen eingefügt, zum Beispiel: „O Name Jesu! Dieses kleine Baby, / das an den sonnigen Hängen von Nazareth herumlief, / das ruhig und stumm auf dem Boden der Hütte / mit wilden Blumen spielte.“ Nach der Beschreibung des Herabkommens Jesu vom Himmel wird sein Aufstieg beschrieben – dann aber auch das herabkommen im Geist auf die Glaubenden bis zur Gegenwart. Es endet mit der Hinwendung – dem sich Hinaufwenden der Glaubenden: „Denn Jesus ist der Name Gottes: / Beruhige deine Gedanken und bete ihn still an! / Wenn du vor ihn kommst, um ihn zu sehen, wie er ist / wirst du mehr wissen.“
Caroline M. Noel: The Name of Jesus, and Other Poems, New York, 3. Auflage 1863 https://archive.org/details/fjesusother00noel/page/n5/mode/2up und: Caroline M. Noel: The Name of Jesus and Other Poems, fort he Sick and Lonely, London 1876 (2017 Hard Press). Eigene Arbeits-Übertragungen.
Ihr letztes Gedicht (Seite 203) „Even so, Lord Jesus“.
Einmal mehr flüstert sie den Namen Jesu, das Herz bewahrt sein Geheimnis.
Aber jetzt redet sie davon: von der andauernden Gnade Jesu,
Die Liebe Jesu überflutet all meine Bedürfnisse,
sie spült weg alle Bitterkeit und Traurigkeit.
Bitterkeit, die der Unglaube in mir hervorgerufen hat.
Aber kann meine Traurigkeit wirklich bitter sein,
wenn sie schon die kommende Freude bei Gott spürt?
Diese Freude sprengt sich schon jetzt ab von der Traurigkeit,
sie wächst in die Höhe zu dem Glück und zu der Schönheit der Welt Gottes.
Während die Freude über alle Furcht und Gefahr hinauswächst,
vergrößert Jesus durch meine Traurigkeit mein Herz,
um es mit neuem Segen zu füllen.
„Herr, fülle alles, was in mir schlimm ist, mit Dir selbst,
denn du kennst alles, was mich von dir trennt,
ja, fülle mich mit dir selbst, du bist mein Schatz.
Aber ich bin schwach und giere nach dem,
was mir Erleichterung bringen kann.
Komm und entlocke du meinem Herzen,
ein `Dennoch, Herr Jesus!´“
In dem Buch wird noch ein Anhang mit weiteren Gedichten genannt, die zu den letzten ihrer Gedichte gehören. In dem Gedicht „The Communion of the Sick“ beschreibt sie ein Gespräch zwischen Jesus „The Master“ und der Kranken.
Sie fühlt sich wie ein abgeschnittener Zweig. Das Leben, das in anderen fließt, ist in ihr erstarrt. Sie liegt allein in Dunkelheit und Öde, hat keine Quelle der Freude und des Lobens in sich. Dann sagt Jesus, dass sein Kind, sie, mit dem lebendigen Brot und dem Wein gestärkt werden solle, um die Seele zu stärken, sie zu tränken mit dem Wasser vom Fluss des Friedens. Diese Worte erheben sie, steigern sich wie die Melodien einer Orgel, von Händen sanft berührt, ein herrlicher Klang, der das Herz beschwingt und es wie sanfte Wellen umweht. Sie weiß sich im Himmel und hört die Engel singen, dem dreieinigen Gott. Die Vision verebbt. Aber der Friede Gottes liegt über dir. Die Seele wird zur Ruhe gebracht an der Brust des Heilands. Er trägt sie durch Leiden und Aufruhr, bis sich die Sterblichkeit ins Leben verliert – Until Mortality be lost in Life.
Mit der Vorstellung dieser beiden Gedichte möchte ich es bewenden lassen. Sie zeigen ihren Kampf. Die Grenze, die ihre Bettlägerigkeit ihr setzt, wird vielfach durch Glauben überwunden: durch Gebet, durch Vision, durch das Abendmahl, durch erfahrene Worte Jesu, dadurch, dass sie ihre Not vor Gott aussprechen kann und Kraft bekommt. Und sie teilt ihre Erfahrungen mit, versucht damit die Grenzen, in denen andere gefangen sind, zu durchbrechen, indem sie einlädt zur Vision, zum Gebet, zum Glauben.