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Die berühmte mexikanische Nonne Juana Inés de la Cruz (1648/1651-1695) reagiert auf eine Predigt, die ein berühmter Prediger und Aktivist für die Indios und Sklaven, der Jesuit António Vieira (1608-1697), 30 Jahre früher gehalten hatte. Brilliant wendet sie sich ausgerechnet gegen dessen Meinung zur Liebe Jesu Christi, weil er als Portugiese hochmütig Kirchenväter übertrumpfen wolle. Dabei betont sie ihre große Rolle als denkende und argumentierende Frau.
Sie wendet sich damit im Grunde aber nicht gegen diesen Prediger, sondern gegen den herrschenden Erzbischof Francisco de Aguiar y Seijas (1632-1698), der auch ein eifriger und angesehener Aktivist für die Armen und was heute manche erfreuen dürfte gegen Hahne- und Stierkämpfe war. Aber gleichzeitig war dieser Erzbischof einer, der gegen das öffentliche Auftreten von Frauen eintrat.
Juana Inés de la Cruz starb 1695, weil sie sich bei der Pflege von Mitschwestern/Nonnen angesichts einer Epidemie angesteckt hatte.
Was sehen wir daran? Es ist kein Mensch unfehlbar. Aber z.B. in dem Gedicht Leben und Wissen (Finjamos que soy feliz / Trauernde Gedanken, täuscht mich) thematisiert sie die „Fehlbarkeit“ des Menschen: „Spricht nun Niemand die Entscheidung, / Ihr Gedanken, sagt weswegen / Wähnet ihr, daß Gott euch wähle, Diesen Rechtsstreit beizulegen.“ (Alberto Perez Amador Adam: Sor Juana Inés de la Cruz. Es höre mich dein Auge. Lyrik – Theater – Prosa. Spanisch-Deutsch, verlag neue kritik, Frankfurt/Main 1996)